Erfolgreiche Meisterschaften in Erfurt
Der Jahreshöhepunkt, die Deutschen Meisterschaften in Erfurt, wurde diesmal auch zum emotionalen Höhepunkt für uns Hauptstadtläufer. Selten gab ein Wochenende so viel Gefühlsschwankungen her wie dieses.
Noch nie kehrte unsere Läufergruppe so erfolgreich von Deutschen Freiluft-Meisterschaften zurück. Die 800m, 1500m und 3000m Hindernis Wettbewerbe wurden von uns wesentlich geprägt.
Der Samstag – Freud und Leid
Die 1500m am Samstag sollten für Jonas, Carsten, Franek und Falko das erste Einfühlen ins Meisterschaftswochenende werden. Carsten konnte sich als Sieger im ersten Vorlauf schon in guter Verfassung zeigen. Jonas und Falko taktierten hingegen etwas unglücklich und landeten auf einem gefährlichen sechsten und siebten Rang. Es blieb noch die Hoffnung , über die Zeitregel weiter in den Endlauf zu kommen. Doch im zweiten Lauf nutzten einige Läufer ihre Chance und hielten das Tempo hoch. Franek wartete lange ab und konnte den schnelleren Lauf gewinnen. Für Jonas und Falko bedeuteten die schnelleren Endzeiten des zweiten Vorlaufs das nicht erwartete Aus. Ihre Zeiten reichten ganz knapp nicht für einen Finalstartplatz.
Die ernüchternde Stimmung konnte Moritz im 800m Vorlauf erstmals leicht aufhellen. Er zeigte sich ausgeruht und gewann seinen Lauf vor dem sechsfachen Deutschen Meister René Herms. Alexander, unser Jüngster Starter bei der Deutschen Meisterschaft, schaffte im 800m Vorlauf fast die Sensation. Zwei Zehntelsekunden fehlten ihm zum Einzug ins Finale. Trotzdem ein beachtlicher Einstieg in die Erwachsenenklasse!
Das erste Finale unserer Gruppe lieferte Norbert ab. Im Vorjahr war ihm der Vizemeistertitel geglückt, da die große Konkurrenz absagen musste. Diesmal versprach die Starterliste ein wesentlich spannenderes Finale. Ruben Schwarz aus Wattenscheid übernahm als erster das konstant hohe Tempo des Laufs. Auf den letzten 1200m attackierte Steffen Uliczka aus Kiel und lief sich mit Filmon Ghirmai eine Vorsprung heraus. Dahinter führte Norbert mit leichtem Abstand das Verfolgerfeld an. Während Steffen mit enomer Willensstärke Filmon keine Chance ließ und den Lauf gewann, konnte Norbert die Attacke der hinter ihm stark aufkommenden Läufer abwehren und lief jubelnd auf dem dritten Platz ein.
Doch damit sollte das Rennen noch nicht beendet sein. In den Übertragungswagen von ARD und ZDF wurde wild über die Technik von Steffen Uliczka diskutiert. Ein Kampfrichter diqualifizierte ihn, weil er seinen Fuß mehrmals leicht am Hindernisbalken vorbei gezogen hatte. Jeglicher Einspruch scheiterte und so rückten alle Läufer um einen Platz auf. Jeder war der Meinung, dass eine Ermahnung ausgereicht hätte, da Steffen sich mit dieser Aktionen keinerlei Vorteil verschafft hatte. Bei der Siegerehrung weigerten sich daher die Läufer in der vorgesehenen Reihenfolge aufs Podest zu steigen und ließen Steffens Platz leer. Norbert musste sich so über einen dritten Platz freuen, der mit Silber ausgezeichnet wurde.
Der Sonntag – “Der Titel ist nur geliehen”
Endlauf 1500m
Der zweite Wettkampftag war emotional kaum noch zum toppen. Die Taktik über 1500m musste nach Jonas’ Ausscheiden umgekrempelt werden. Die Vorgabe war, das Tempo konstant hoch zu halten. Franek übernahm die Führung des Feldes nach der Einführungsrunde. Dann folgte Carsten, der bis zum Schluss des Rennens keinen mehr vorbeilassen wollte. Etwa 500m vor dem Ziel beschleunigte Carsten das Tempo erneut – der Lauf wurde zu einem Steigerungslauf. Franek konnte als Einziger dem hohen Tempo folgen, musste Carsten aber 150m vor dem Ziel ziehen lassen. Wolfram Müller aus Pirna kam auf der Zielgeraden nochmal stark auf, aber Franek kämpfte bis zum bitteren Ende um seine Silbermedaille. Völlig erschöpft lagen er und Carsten im Ziel, bevor sie ihren Erfolg auf einer Ehrenrunde feierten.
Endlauf 800m
Die Freude in unserer Trainingsgruppe war kaum zu übertreffen, aber es sollte noch mehr auf uns warten. Der letzte Mittelstreckenwettkampf wurde über die zwei Stadionrunden ausgetragen. Moritz lief ein taktisch gutes Rennen. Er ordnete sich hinten im Feld ein und hielt sich in der ersten Runde aus allen Rangeleien heraus. In der zweiten Runde schob er sich langsam nach vorn und lag 200m vor dem Ziel auf Rang drei. In der Kurve folgte der Antritt von René Herms und alles sah nach dem gewohnten Titelgewinn aus. Doch Rene Herms musste einen sehr langen Weg gehen, um an den Führenden Steffen Co vorbeizukommen. Moritz nutzte die Chance und spurtete los. Auf den letzten 50m lief er sich eine kleine Führung heraus, die sich bis ins Ziel nicht mehr weiter veränderte. In unserer Trainingsgruppe war dem Jubel kein Halt mehr geboten.
Rene Herms zeigte sich im Ziel verständlicherweise enttäuscht. Doch sein Blick richtete sich nach Vorn und so kündigte er dem überglücklichen Moritz den Kampf an. “Der Titel ist nur geliehen!” Wir freuen uns auf spannende Zweikämpfe und sind uns sicher, dass Rene Herms seinen Worten Taten folgen lässt.
Die Interviews auf leichtathletik.de:
1999 hatte ich in Erfurt meine erste Jugendmeisterschaft. Da habe ich zwar nicht gewonnen, aber ich habe auf jeden Fall gute Erinnerungen daran. Von den Vorleistungen war ein Medaille mein klares Ziel. In der Halle war ich schon dritter, da hatte ich allerdings meinen Spurt zu spät angezogen. Diesmal bin ich dran geblieben und es hat gereicht. Mit dem Sieg habe ich nicht gerechnet, aber ich freue mich natürlich wahnsinnig darüber. Meine Saison war schon ganz gut bisher, aber ich habe gewusst, dass das noch nicht alles war. (Moritz)
Franek und ich haben uns vor dem Rennen abgesprochen, dass wir das Tempo etwas höher gestalten, denn sonst ist es oft problematisch, am Ende in die richtige Position zu kommen. Franek hat zu Beginn für das Tempo gesorgt und ich habe dann übernommen. Absprachen, wer gewinnt, gab es aber nicht. Dieses Jahr hätte ich vielleicht die Härte für die WM-Norm gehabt, aber ich wollte in den Rennen vielleicht oft zu viel. Nächstes Jahr will ich zu den Olympischen Spielen. (Carsten)
Alle Resultate auf leichtathletik.de
07 Juli 2007 um 11:40
Liebe Hauptstadtläufer,
vielen Dank für dieses phänomenale Wettkampfwochenende und die tollen Resultate der ganzen Gruppe. Besonders begeistert hat mich Eurer durchweg forsches Auftreten in den Wettkämpfen … es macht einfach Spaß zu sehen, dass es bei den Rennen wirklich um etwas geht und nicht bis zum Ende rumtaktiert wird.
Für mich war die Disqualifikation von Steffen über 3000 Meter Hindernis auch nicht nachvollziehbar. Schließlich hat er in der Tat das Rennen souverän gewonnen; daher war die Geste, den Podiumsplatz freizuhalten, ein starkes Zeichen und zeigt, dass es nicht allen TeilnehmerInnen bei solchen Wettkämpfen allein um die Platzierung geht. Sehr fair!
Über die Vorstellungen im 1500 beziehungsweise 800 Meter Finale brauchen ja fast keine großen Worte verloren werden: einfach ganz stark!
Also Gratulation an Euch, für die tollen Ergebnisse. Weiter so!!!