Zähes Laufwochenende in Hamburg
Unser Wochenend-Kurzausflug nach Hamburg zu den Norddeutschen Hallenmeisterschaften gestaltete sich insgesamt etwas zäh. Nicht das wir mit der Ausbeute der Medaillen nicht zufrieden wären, aber ein Stück weit Ernüchterung schien sich doch bei vielen Läufern unserer Gruppe breit zu machen. Besonders enttäuscht gaben sich Alexander Hudak, Merlin Rose, Johannes Riewe und Kai Markus Kirchner, die leider gesamt die Qualifikationsnormen für die Deutschen Meisterschaften verpassten.
Die 1500m am Samstag
Eine Enttäuschung ereilte uns bereits am frühen Samstagmorgen, als wir uns in Berlin am Hauptbahnhof trafen. Franek Haschke mußte seine Teilnahme kurzfristig mit einem kleinen Infekt absagen. Somit war schon recht früh klar, dass Carsten Schlangen bei seinem Angriff auf die Hallen-WM-Norm über die 1500m nicht auf die starke Konkurrenz aus dem eigenen Lager zählen konnte, denn auch Jonas Stifel war durch einen Infekt noch leicht geschwächt. Wir einigten uns recht schnell darauf, dass Jonas Stifel für Carsten Schlangen das Tempo machen sollte – mit etwas Abstand zu den Führenden sollten sich dann Johannes Riewe und Kai Markus Kirchner auf die Jagd nach der Hallen-DM-Norm machen.
Bereits auf den ersten Metern merkten wir, dass es heute recht schwer werden würde. Die neue Leichtathletikhalle in Hamburg hatte sich über den Tag aufgrund der hohen Besucherzahl recht stark erwärmt und an die nötige Lüftung dachte man erst zu Ende der Veranstaltung. Carsten Schlangen folgte dem Tempo von Jonas Stifel nicht direkt und hielt ein paar Meter Abstand. Die Zwischenzeiten waren insgesamt für das WM-Norm Vorhaben etwas zu langsam. Edelhelfer Jonas Stifel mußte bereits nach 800m aus dem Rennen ausscheiden, um Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand zu nehmen. So war Carsten Schlangen auf den letzten 3 1/2 Runden auf sich allein gestellt. Carsten Schlangen gewann den Lauf mit 3:43:01min.
“Ich fühlte mich heute von Anfang an nicht so frisch. Alles lief unglaublich viel zäher als in der Woche zuvor in Potsdam. Ich glaube, es hat insgesamt an vielen kleinen Einzelfaktoren gelegen, dass mir der Lauf heute so schwer gefallen ist, aber sicherlich hauptsächlich daran, dass ich mich noch nicht ganz erholte hatte. Die Zeit heute stellt nicht dar, was ich momentan drauf habe und das ärgert mich.” (Carsten Schlangen)
Johannes Riewe und Kai Markus Kirchner verpassten beide die DM-Norm für die Hallenmeisterschaften in Sindelfingen und gaben sich zurecht enttäuscht.
“Ich bin jetzt wahnsinnig enttäuscht – am Ende hat eine einzige Sekunde an der DM-Norm gefehlt!” (Johannes Riewe)
Die 800m am Sonntag
Bereits am frühen Vormittag ging es zur letzten Laufentscheidung für unsere Trainingsgruppe. Für die zu laufende 800m Distanz hatten sich die Hauptfavouriten aus unserer Trainingsgruppe (Moritz Höft und Carsten Schlangen) keine spezielle Zeit vorgenommen. Für Alexander Hudak, Kai Markus Kirchner und Merlin Rose ging es allerdings um die Hallen-DM-Norm von 1:52min. Am Ende eines kuriosen Rennens blieb jedoch lediglich der Sieger Carsten Schlangen unter dieser Zeitmarke.
Das Rennen ging sehr schleppend los. Sören Ludolf hatte sich zwar mit einem energischen Spurt an die Spitze des Feldes katapultiert, verschleppte das Tempo dann aber merklich. Die ersten 200m wurden in 27sec passiert und das Tempo wurde danach noch langsamer. Carsten Schlangen gelang es, sich aus der eingeklemmten Position zu befreien und auf Bahn drei in einem energischen Spurt auf der Gegengeraden am gesamten Feld vorbeizuziehen. Jetzt nahm das Feld wieder Tempo auf. Carsten Schlangen führte bis 200m vor Schluß und wurde dann von Moritz Höft überholt. Moritz Höft konnte durch seine harte Attacke eine ganz leichte Lücke zu Carsten aufreißen, die er aber nicht lange verteidigen konnte. In der Kurve zur Schlußgeraden biß sich Carsten Schlangen wieder an unseren 800m Spezialisten heran und konnte in einem packenden Zweikampf Moritz Höft ein zweites Mal passieren.
Alexander Hudak, Kai Markus Kirchner und Merlin Rose verpassten die DM-Quali klar und waren enttäuscht.
Kritik
Am Ende unserer Berichterstattung möchten wir eine kleine Kritik an der Veranstaltung üben, in der Hoffnung dass die nächsten Wettkämpfe am gleichen Ort eventuell optimaler durchgeführt werden können. Die Läufe starteten insgesamt mit deutlicher Verzögerung und häufig kam es auch zu langen Wartezeiten nach dem Aufruf zum Einnehmen der Startplätze. Die Veröffentlichung der Ergebnisse im Internet steht immer noch aus.
Wesentlich schwerwiegendere Kritik möchten wir jedoch an der Wettkampfstätte selbst üben. Die vier Bahnen der 200m Runde sind für größere Wettkämpfe nicht optimal – auch die Seitenabstände zu den Zuschauern ist bedenklich knapp bemessen. Die umlaufende Verglasung bietet keine Möglichkeit der Verschattung – lediglich das leicht überhängende Tonnendach kann bei hohem Sonnenstand die Blendwirkung ausschalten. Bei winterlichem Sonnentiefstand sind die technischen Disziplinen von diesem Mangel sicherlich wesentlich betroffen.
Die solaren Gewinne sorgen in Kombination mit einer für die Halle nicht vorgesehenen Besucherzahl für ein unangenehmes Klima – erst am zweiten Tag wurde die Wettkampfstätte regelmäßig quergelüftet.
Die langen Wartezeiten vor dem Start führten auch zur Aufdeckung der mangelnden Sanitäranlagen. Die vorhandenen Toiletten sind nicht direkt vom Hallenraum aus zu erreichen und befinden sich außerhalb in einem Übergangsraum zur alten Halle – recht weit entfernt vom Wettkampfgeschehen und zusätzlich durch eine Treppe, die auch gleichzeitig der einzige Eingang der Halle ist schwer zu erreichen. Dieser Raum ist mit Spikes nicht zu begehen. Somit standen viele trippelnde Läufer an den Startlinien.
Wir möchten jedoch auch klar sagen, daß wir uns generell darüber freuen, daß in Hamburg eine recht ordentliche Trainingsstätte speziell für die Leichtathletik entstanden ist. Die Architektur mit einem stützenfreien Innenraum und eine modernen Pfosten-Riegel Fassade ist insgesamt recht ansprechend und sicherlich für die Hamburger Leichtathletik eine Bereicherung.