Sleep the clock around – Die Folgen eines harmlosen Crosslaufes
Es muss schon eine besondere Herausforderung für uns Hauptstadtläufer gewesen sein, bei der “Mutter aller Volksläufe”, dem SCC-CROSS in Berlin zu starten. Anders lässt sich der pulverisierte Streckenrekord und der kurzzeitige Knockout aller Hauptstadtläufer sicher nicht erklären. Bild: camera4
Es fing alles so schön an; direkt nach dem Massenstart lag Hauptstadtläufer Norbert Löwa leicht in Führung und der Rest der Mannschaft folgte gemeinsam mit einigen anderen Läufern. Es war im Prinzip wie bei jedem anderen Training auch. Rücksichtsvoll wurden jedem Läufer sogar von seinem Vordermann die zahlreichen Wurzeln angezeigt, die unter den Füßen hinweghuschten. Bei Haarnadelkurven wurde das Tempo leicht herausgenommen, um ein Ausrutschen zu verhindern. Sogar einige Zuckersandstellen wurden behutsam gemieden.
Die Freude über das annehmbare Tempo währte allerdings nicht lang…
Norbert Löwa machte sich kurzzeitig Sorgen, dass jemand aus der Gruppe umgeknickt sei und fragte also bei Carsten Schlangen nach, ob alles okay sei. “Tempo ist wunderbar – schön weiterrollen!” – kam von Carsten von hinten zurück. Etwa 6500m später, also im Ziel, sollte sich zeigen, dass diese kurze Konversation den Anlass zum zweiten, zum echten Startschuss geben sollte. Jedenfalls wurde Hauptstadtläufer Franek Haschke von dem kurzen Chat derart angestachelt, dass seine Frisur und der Zuckersand hinter ihm fortan nur noch so flogen.
Recht verdutzt über den spontanen Antritt wagten es nur noch Carsten, Jonas und Norbert dem davoneilenden Franek zu folgen. Es wurde eine erbitterte Jagd und einer der härtesten Wettkämpfe für alle Beteiligten. Zu Anfang der zweiten Runde ging Carsten an Franek vorbei, der ebensoplötzlich auf seine Führungsposition verzichtete, wie er seinen Anspruch darauf erhoben hatte. Der Rest des Rennens lässt sich vielleicht am Besten in eine allgemeingültige Formel gießen, die wir dem Kommentar von Carsten im Ziel entnehmen.
Ich war schon nach der ersten Runde völlig erschöpft. Auch unser Trainer Roland Wolff grinste im Zuschauerbereich nur noch in sich hinein, als er uns zu Anfang der zweiten Runde sah. Von da an gab es nur noch ein Ziel, so lange wie möglich das angeschlagene Tempo hochhalten, auch wenn es noch so verrückt schien. Ich wusste, dass Franek und Jonas noch mal angreifen würden, wenn ich jetzt auch nur einen Hauch herausnehmen würde. In jeder Kurve schaute ich angstvoll zurück – aber nicht zu lang, damit die hinter mir ja nicht auf den Gedanken kommen konnten, dass ich mir nichts mehr zutraue. Als ich mich schließlich auf den letzten 1,5km durch die zu Überrundenden quälte, dachte ich immer, jetzt ist die Stunde von Jonas gekommen. Ich bin völlig hinüber – jetzt kann er mich haben! Aber es sollte dieses Mal noch gut gehen. (Carsten Schlangen)
Jedenfalls wird berichtet, dass einige Hauptstadtläufer nach dem frühmorgendlichen Sonntagsausflug in den Grunewald bereits gegen 13:00 den Tag für beendet erklärten.